Der Niedergang des Weinanbaus in Rheinbreitbach bis 1975
Die Reblaus und Befall Quelle: Wikipedia |
1400 - 1600
Hauptzechperiode des deutschen Volkes (Bassermann-Jordan)Ab 1550
Klimaverschlechterung
Der Truchsessische Krieg, auch Kölnischer Krieg, ein primär zwischen kurkölnischen und bayerischen Truppen ausgetragener Konflikt, zerstört große Teile Rheinbreitbachs, so auch die Kirche und Kapelle. Der Krieg vereitelt den Versuch, das Erzbistum Köln in ein erbliches, protestantisches Herzogtum zu verwandeln.
1620
Die Kirche wird wieder hergerichtet.
1655
Die Kapelle wird wieder hergerichtet.
1651, 1658, 1659, 1677, 1684
Die Jahre bringen eine solche Kälte, daß der Rhein zufriert und vielerorts die Weinstöcke erfrieren.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 86
1665
Die Pest rafft im ganzen Kölner und Jülicher Land
viele Menschen dahin.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 86
1672-1678
Ludwig der XIV nutzt die Schwäche und Zerrissenheits Deutschlands aus, um über Raubkriege Eroberungen zu machen. Kriegstruppen durchziehen die Rheinlande und fordern Geld, Lebensmittel und was sonst noch als brauchbar erscheint.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 86
1673
Am 19. Februar und 23. Oktober versetzt jeweils ein Erdbeben Mensch und Tier in Angst und Schrecken und verursacht große Schäden.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 86
1674
Am 1. August reißt ein wolkenbruchartiges Gewitter mit Hagelschlag Weinstöcke und Bäume aus, erschlägt Mensch und Vieh und setzt Häuser in Brand.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 86
1685
Einem äußerst kalten Winter folgt ein sehr trockener Sommer. Die Sommerfrüchte tragen keine Samen. Infolgedessen herrscht eine solche Hungersnot, dass arme Leute sechs bis acht Tage lang kein Brot zu essen haben.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 86
1688–1697
Pfälzische Erbfolgekrieg, auch Orléansscher Krieg oder Neunjähriger Krieg genannt.
1701–1714
Der Spanische Erbfolgekrieg bringt neben dem Pfälzischen Erfolgekrieg den Rheinlanden und der Pfalz große Verwüstungen und Truppenbewegungen mit all ihren negativen Auswirkungen auf den Weinbau als Dauerkultur.
1789
Die französische Revolution bricht los.
1794
Die französischen Revolutionstruppen besetzen das linke Rheinufer.
Aus diesen Jahren erzählt man sich in einer Familienchronik die Geschichte wie der Rheinbreitbacher Bergmann und Schuster P. J. Westhofen von den Franzosen aufgegriffen wird: "Eines Tages hatte er in seinem Weinberg gearbeitet und kam auf dem Heimwege mit einer Bürde alter Ramen gerade an der Leonarduskapelle an, als ein großer Zug Franzosen von Rheinbreitbach aus nach dem Westerwald wollte. Während der Führer des Zuges die Soldaten auf die Kapelle aufmerksam machte, trat ein Franzose auf Westhofen zu, zeigte auf dessen neue Schuhe und verlangte, daß Westhofen die neuen Schuhe gegen die zerrissenen des Franzosen vertauschte." Westhofen wird infolge zu deren Führer gezwungen, kann letzten Endes aber wieder über einen Bergwerksstollen fliehen.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 87 f.
1813 -1815
Befreiungskriege.
1838
Ab etwa 1838 bis 1900 reduzieren Missernten, neue Pilzkrankheiten und Rebschädlinge, wie Botrytis sowie eingeschleppte Krankheiten, wie Oidium (Echter Mehltau), Peronospora (Falscher Mehltau), Sauerwurm/Traubenwickler und die Reblaus die Weinfläche in Deutschland von ungefähr 150.000 auf etwa 100.000 ha. Dazu tragen auch die zunehmende Industrialisierung und bessere Verkehrsverbindungen (Eisenbahn) bei, die für die Bevölkerung attraktivere, weil leichtere und besser bezahlte Tätigkeiten, bieten.
Jahrelange Missernten bis 1845 mit Ausnahme des Jahres 1842 führen zu geringen Erträgen von schlechter Qualität und infolge zu einem Rückgang der Rebflächen am Mittelrhein. Selbst in besseren Jahren fehlt die Nachfrage. Verzweifelt roden viele Winzer ihre Weinberge und pflanzen zum Beispiel statt dessen Kirschbäume.
(Quelle: Helmut Prößler: Das Weinanbaugebiet Mittelrhein in Geschichte und Gegenwart, S. 97, Koblenz 1979)
1850
Nach der Mehltaukrise werden in Frankreich die Reben durch neue mehltauresistente Reben aus Nordamerika ersetzt, von deren Einkreuzung man sich gesündere Pflanzen verspricht. Diese Wildreben tolerieren auch den Befall mit Rebläusen, sind also trotz Schädlingsbefall äußerlich gesund, wachsen und gedeihen.
1853
Aufzeichnungen des Winzers Joseph Mürl aus Scheuren über die Winzernot in den Jahren 1853 bis 1855 mit Notizen und Eindrücken über Wetter, Ernte, wirtschaftliche Lage und persönliche Gemütsverfassung.
(Quelle: J. Wies aus Unkel, Heimat-Blatt und Geschichtschronik für die ehemals Wied'schen und Nassauischen Lande, für Westerwald, Eifel und Mittelrhein, 10.Jg., Nr. 6 v. 14.4.1931, S. 41 ff.)
1854
Die aus Nordamerika stammende Reblaus und Blattlaus-Verwandte wird 1854 von A. Finch in New York zum ersten Mal entdeckt und als Pemphigus vitifolius beschrieben. In ihrer Heimat Nordamerika lebt sie an Wildreben, ohne diese zu schädigen.
Die Reblaus
Quelle: Wikipedia
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1858
Die Katastrophe nimmt ihren Anfang. Aus Amerika werden Weinreben in den Süden Frankreichs verschickt, welche mit der Reblaus verseucht sind. Zur gleichen Zeit und in den folgenden Jahren werden auch Reben nach Portugal, England, Deutschland und Österreich-Ungarn exportiert.
1863
Unerklärliches Rebsterben in der Provence.
Hammersmith in London entdeckt an Tafeltrauben in Londoner Gewächshäusern zum ersten Mal die in Europa ihm unbekannten Tiere an der Weinrebe und nannte sie Peritymbia vitisana.
Mittlerweile haben sich die ersten Anzeichen einer Epidemie im Weinbau zu erkennen gegeben. Die europäischen Sorten vertragen den Befall an den Wurzeln nicht. Auf den befallenen Flächen kommt es zu einem kreisförmig sich ausbreitendem Absterben der Reben. Und die Zahl der infizierten Weingebiete nimmt stetig zu.
1865
Zwischen 1865 und 1885 zerstört die Reblaus große Teile der französischen Weinanbaugebiete. Allein in Frankreich werden 2,5 Millionen Hektar Rebfläche vernichtet.
Rheinprovinz: "Köln. Die letzte Lese läßt hauptsächlich in Folge des nasskalten Herbstes, sowohl an Quantität und Qualität viel zu wünschen übrig. Am brauchbarsten sind die roten Weine der Ahr und vom Rhein, für welche auch höhere Anforderungen gestellt sind als im Jahre 1862. ... Im Kreise Neuwied nimmt man eine Drittelernte an. Die weissen Weine von Leutesdorf und Hammerstein, insbesondere aber die rothen von Leubsdorf, Argenfels, Dattenbach, Linz, Erpel, Unkel, Rheinbreitbach sind meistens von sehr guter Qualität."
(Quelle: Preussische Statistik, Hrsg. Königlich statistisches Bureau in Berlin, Bd. VIII, Berlin 1865, S. 72f.)
1867
In der Nähe von Wien, in Klosterneuburg im Weinbaugebiet Donauland, tritt die Reblaus erstmals auf.
1868
Ein gutes Weinjahr spült viel Geld in die Kassen des Dorfes.
Die Ursache des Rebsterbens wird aufgeklärt (Untersuchung durch G. Bazille, F. Sahut und J.E. Planchon).
1874
Nun tritt die Reblaus auch in deutschen Weinbaugebieten erstmals auf - in der Nähe von Bonn (Friesdorf) in der Gartenanlage Annaberg an einer Zierrebe aus den USA, dann in Karlsruhe und Schöneberg. Bis zur Jahrhundertwende breitet sie sich nach Süden aus.
1878
Der falsche Mehltau (Peronospora, Plasmopara viticola) tritt zum ersten Mal in Südfrankreich auf. Peronospora verbreitet sich innerhalb von 10 Jahren in ganz Europa.
1880
Linz: "Unterhalb von Linz zeigen sich r. die durch die Reblaus vernichteten Weinberge."
(Quelle: Dr. J. Baumgarten: Mittelrhein, Mosel, Lahn, Eifel, Taunus und Westerwald, 4. Aufl., S. 122, Coblenz 1880)
Wurzelreblausbefallsherd in einer Stockkultur
Quelle: Wikipedia
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1885
Die Reblaus erreicht Loschwitz bei Dresden.
Peronospora wird zum ersten Mal erfolgreich chemisch durch Kupferkalkbrühe ( 1-2 % CuSO4 mit Kalkmilch zur Pufferung und Blatthaftung) bekämpft. Der Vorschlag kommt von Millardet in Bordeaux, daher der Name bouilli bordelaise, Bordeauxbrühe).
1889
Das Jahr 1889 bringt Rheinbreitbach eine besonders gute Ernte. Die Einnahmen der Winzer werden auf über 100.000 Mark geschätzt. Die Weinstöcke sind geradezu überladen, die Trauben sind aber nicht recht gereift, da sie unter der Blattfallkrankheit gelitten hatten. Trotzdem werden für das Pfund 24 Pfennige gezahlt.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 89
1892
Rheinbreitbach: "Die Weinstöcke sind in gutem Zustand, mit Ausnahme der älteren, welche sehr durch Winterfrost gelitten haben, so daß dieselben alle neu angelegt werden müssen, welches besonders in den Berglagen notwendigt ist. Gearbeitet wird nicht ... 1/10 hl ... Krankheiten zeigten sich sonst nicht, leider können nur wenige neu angelegt werden aus Mangel an Dünger und Setzreben."
(Quelle: Josef Menden, Revisions-Buch des Lokal-Beobachters für die Gemeinde Rheinbreitbach, 21. November 1892)
1894
Ende des Jahres findet eine große Versammlung des Rheinischen Bauernverbandes im Gasthaus Zur Post statt: 500 Winzer, Weinhänder und Winzerfreunde treffen sich, um über die Lösung der Notlage des Winzer- und Bauerstandes zu beraten. Die Veranstaltung wird durch Herrn Bießenbach aus Rheinbreitbach eröffnet. Anlass des Treffens ist die geplante Heranziehung des Weines zur Kommunalweinbesteuerung. Es wird eine entsprechende Resolution verfasst, die unter anderem in der Deutschen Weinzeitung veröffentlicht wird.
(Quellen: Deutsche Weinzeitung, 31. Jg., Nr. 92 v. 11.12.1894, S. 720 und Honnefer Volks=Zeitung, 9.Jg., Nr. 142 v. 4.12.1894)
1896
Das Jahr bringt eine reiche Ernte, aber der Preis beträgt nur 7 bis 10 Pfennige für das Pfund. Wegen des Regenwetters im Sommer hält man nicht viel von der Qualität. Trotzdem entwickelt sich der Wein im Fasse gut.
Quelle: Brungs: Geschichte Rheinbreitbachs, 1952, 89
1897
Als Konsequenz aus der Not der Winzer wird der Winzervereins Rheinbreitbachs gegründet. 29 Mitgliedern sind zu Beginn dabei.
Rheinbreitbacher Winzerverein - 1. Spezial-Journal der Traubenlieferung, Jg. 1897 - 1901
Quelle: Heimatmuseum Rheinbreitbach
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Rheinbreitbacher Winzerverein - Auszug aus dem 1. Spezial-Journal der Traubenlieferung, hier Jahrgang 1897
Quelle: Heimatmuseum Rheinbreitbach
Zwischen 1900 und 1950 verringert sich die Weinanbaufläche in Deutschland durch Gebietsverlust (Annexion großer Teile Deutschlands an die Siegermächte des 1. und 2. Weltkrieges) und Konzentration auf Qualitätswein statt auf Menge weiter von knapp 100.000 ha auf etwa 50.000 ha.
1904
Durch Einbringen von Schwefelkohlenstoff in den Boden wird - erfolgreich - versucht die Reblaus zu vernichten. Dies ist heute verboten, da aufwändig und sehr gefährlich (Explosionsgefahr).
In Deutschland schafft das Reblausgesetz die Grundlage zur Bekämpfung der Reblaus.
Schwefelkohlenstoff-Injektor, 1904 - Weinbauschule Klosterneuburg Quelle: Wikipedia
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1905
Voller Herbst mit überdurchschnittlicher Qualität.
1906
Bis Ende 1906 werden rund 3,6 Mio. M für die Bekämpfung der Reblaus im Deutschen Reich aufgewandt.
Es beginnt bis 1915 eine Zeit von Missernten bedingt durch das massive Auftreten von Rebschädlingen (Peronospora, Odium, Sauerwurm).
1907
Die Reblaus ist im Mosel-Saar-Ruwer-Gebiet.
Am 30.8.1907 wird die Reblaus in einem Herd (Nr. 269R) in Rheinbreitbach aufgefunden.
Betroffen sind in Flur 18 die Weinlagen "Auf dem Korf" und "Auf Grendel". Die Größe der Herde umfasst 19.861 qm. 32 kranke und 10.418 gesunde Stöcke werden in der Zeit zwischen dem 28.9. und 21.10. vernichtet.
(Quelle: Revisonsbericht der Rheinprovinz, aus den Unterlagen von Ansgar Federhen)
1908
In Rheinbreitbach werden erneut zwei Herde aufgefunden, wieder im in Flur 18:
- Am 1. September ein Herd (Nr. 273R) in der Weinlage "Im Korf" mit einem Flächeninhalt des Herdes von 1.649 qm. Vernichtet wurden 1.081 Weinstöcke, davon 9 kranke und 1.072 gesunde.
- Zwei Wochen später am 16. September ein Herd (Nr. 274R) in der Weinlage "Am schwarzen Kreuz" mit einem Flächeninhalt von 5.039 qm. Vernichtet wurden insgesamt 2.761 Weinstöcke, davon 32 kranke, 2.729 gesunde.
Die Herde werden nur abgeholzt und die Stöcke und Pfähle verbrannt.
Reblausherde 1907, 1908 Rheinbreitbach
(Quelle: Revisionbericht der Rheinprovinz, zur Verfügung gestellt von Ansgar Federhen)
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Lageplan des Reblausherdes Nr. 273 R "Im Korf", 26.9.1908, links aus 1907 Herd 269R "Korf"/"Grendel"
(Quelle: Archiv der Ortsgemeinde Bruchhausen, Blatt 176)
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Lageplan des Reblausherdes Nr. 274 R "Am schwarzen Kreuz", 26.9.1908
(Quelle: Archiv der Ortsgemeinde Bruchhausen, Blatt 178)
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1909
"In der Rheinprovinz wurde im Jahr 1909 im rechtsrheinischen Seuchengebiete zwischen Rheinbreitbach und Leutesdorf und im Kreise St. Goar linksrheinisch in den aus dem Jahre 1908 stammenden Herden noch eine größere Anzahl Stockausschläge vorgefunden: Rechtsrheinisch
- im Herd 270R (Niederhammerstein - Vorn im Rosengarten) 35 Stockausschläge,
- im Herd 271R (Niederhammerstein - Im Scherres Wieschen) 47 Stockausschläge,
- im Herd 272R (dito.) 4 Stockausschläge,
- ferner im Herd 19A (1907, Oberdollendorf - Im Schültenbüchel), 1 Stockausschlag ..."
"Bei der Revision der älteren Herde bis einschließlich Jahrgang 1907 fand sich in Rheinbreitbach nur noch ein kleiner Wurzelschößling."
(Quelle: Aus dem Berichte des Aufsichskommissars in Rüdesheim über die Reblausbekämpfungsmaßnahmen in der Provinz Hessen-Nassau, 1910)
1910
Im Jahr 1910 scheint dann die Reblaus in Rheinbreitbach entgültig vernichtet worden zu sein, da davon auch im Revisionsbericht nicht mehr berichtet wird. 10ha Anbaufläche sind nur durch die Reblaus verloren.
Mehrheitlich erfolgreich ist in dieser Zeit letztlich ein Verfahren, um die Reblaus zu vernichten, die Stöcke etwa 10cm unter der Erdoberfläche abzuhauen und eine Kresolseifenlösung einzubringen, Abdecken der Löcher mit Erde und anschließendem Verbrennen der befallenen Rebstocke und Pfähle.
Um die erneute Ausbreitung der Reblaus zu verhindern, werden die nicht mehr im Ertrag stehenden Rebflächen, die Drieschen, gerodet.
1911
Der Heu- und Sauerwurm befällt die Weinberge der Region. Die Schulkinder werden zum Larvensammeln ausgeschickt und erhalten dafür schulfrei.
Zur Sauerwurmbekämpfung erhalten die Kinder sogar schulfrei
Quelle: Heinz Adenauer: Der Weinbau in Bruchhausen in Vergangenheit und Gegenwart, 2001
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1913
Die Reblaus erreicht nun auch das Weinbaugebiet Baden.
1914 - 1918
Erster Weltkrieg.
1926 - 1930
Starke Fröste und Schädlinge führen zu weiterem Rückgang.
1933
In den Gemeinden Unkel, Erpel und Rheinbreitbach werden Weinbergswege gebaut und Spritzbrühanlagen in den Weinbergen errichtet. Es sollen insgesamt fünf Spritzbrüh-Mischanlagen gebaut werden. Diese Anlagen ersparen den Winzern Arbeit dadurch, daß sie die ganzen Spritzmittel nicht mühsam in die Weinberge schleppen brauchen.
Quelle: Honnefer Volkszeitung vom 29.5.1933
1934
Rekordweinjahr.
Quelle: Unkeler Winzerverein, Unkeler Geschichtsbote 3/2009, 10
1938
Die mit Erdbeeren statt mit Wein bepflanzte Fläche im Amt Unkel beträgt 57,39 ha.
1939 - 1945
Zweiter Weltkrieg und in dessen Folge erhebliche Einbußen.
1953
Im Mai ist alles erfroren. Von Sonntag auf Montag fiel die Temperatur auf -16 Grad C.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
1956
Im Winter lassen Nachtfröste von kälter als -20 Grad C alle Weinstöcke erfrieren. Bis auf Lindeners geben alle anderen Winzer auf.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
Viele ehemalige Winzer spezialisieren sich auf Gemüse-, Obst- und Kartoffelanbau. Statt Winzerfeste wie in den 1930er Jahren gibt es jetzt zunehmend Erdbeerfeste mit einer eigenen Erdbeer-Königin.
1959
Wochenlanger Sonnenschein führt zu Spitzenweinen.
Quelle: Günther Steeg, Siebengebirgszeitung, 36. Jg., Nr. 15 v. 15.4.1999, 2-4
1966
Gutes Weinjahr.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
1971
Gutes Weinjahr.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
1972
Durch zu frühe Frucht und Frost erfrieren die Trauben.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
1973
Gutes Weinjahr.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
1975
Gutes Weinjahr, aber wenig Ertrag, weil auch den Amseln die Trauben zu gut schmecken.
(Quelle: Nach Helene Lindener in "Rheinbreitbach 1975", DVD, Heimatverein Rheinbreitbach)
Der letzte Winzer (Seligmacher) von Rheinbreitbach Lindener gibt den Weinbau auf. Damit endet zunächst die fast 1.300jährige professionelle Weinbaugeschichte Rheinbreitbachs.
1982
Die beiden Hobbywinzer Werner Röhle und Detlev Werner setzen in den folgenden Jahren die Tradition des Weinbaus am letzten Weinberg von Lindener am Dick-und-Schmal-Platz/Vonsbach Nr. 10 fort.
1985
Ein extrem kalter Winter bringt Frost bis hinab zu -30 Grad C.
Quelle: Günther Steeg, Siebengebirgszeitung, 36. Jg., Nr. 15 v. 15.4.1999, 2-4
2012
Heute werden zur Bekämpfung reblaustolerante „Unterlagsreben“ aus Amerika (Vitis riparia, Vitis berlandieri, Vitis rupestris, Vitis cinerea oder deren daraus erzeugten Hybriden) mit einheimischen Edelreisern (Vitis vinifera) gepfropft (veredelt). So kann der komplizierte Fortpflanzungszyklus der Reblaus unterbrochen werden. Fast alle Weingärten der Welt stehen heute auf einer geeigneten, dem Standort angepassten Unterlagsrebe.
Aufgrund von Klimaveränderungen, brachliegenden Weinbergen und steigender Anzahl von Hausreben (Zierreben) erlebt die Reblaus wieder eine Renaissance. Doch das auffällige Schadensbild von einst gibt es nicht mehr. Die Reben sterben nicht mehr kreisförmig rund um den Befallsort ab. Die Reben kümmern heute vielmehr vor sich hin, lassen das Laub früher fallen und tragen nicht mehr.
Reblausherd in einem kalifornischen Weingarten Quelle: Wikipedia |
Gallen an reblausbefallenen Blatt
Quelle: Wikipedia
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Was tun bei Rebläusen im Garten?
„Hobbygärtner wissen meistens nicht, dass der Gesetzgeber zum Schutz vor diesem Schädling sogar eine Verordnung erlassen hat“ erklärt Dr. Eder. Danach ist Reblausbefall meldepflichtig. Für richtig gefährlich hält der Experte einen Befall an Zierreben zwar nur dann, wenn sich die Gärten in der Nähe von Weinbergen befinden. Dennoch empfiehlt er, vorzubeugen: Möglichst keine wurzelechten, sondern nur auf widerstandsfähige Unterlagen gepfropfte Reben kaufen! Zeigen sich die Gallen an den Unterseiten des Weinlaubs, sollten die Blätter umgehend abgepflückt und vernichtet werden.
Blätter mit Gallen dürfen auf keinen Fall in die Biotonne! Zum Vernichten kann man sie entweder in den Restmüll geben oder in einer fest verschlossenen Plastiktüte mehrere Stunden in die Sonne legen.
(Quelle: Industrieverband Agrar - Profil Online - Das IVA-Magazin, 27.9.2007: "Renaissance eines Weinschädlings: Die Reblaus meldet sich zurück")