Obere Burg (Herzogburg) in Rheinbreitbach
Die Obere Burg Im linken Gebäudeteil die frühere Kelterhalle, darunter der Weinkeller Foto: Dankward Heinrich |
- Frühere Eigentümer:
- Kölner Stift St. Maria ad Gradus (Lehen an Junker von Lewendal)
- Dr. Adolf Bequerer (1655)
- Familie Dambroich
- Maria Sibilla von Bequerer
- Peter von Geyr (Ende 17. Jhd.)
- Anton Cloudt (Pächter 1707-1731)
- Katharina von Geyr, vermählte von Buschmann
- Familie von Buschmann (1730)
- Johann Wilhelm Schmitz, Köln (1829)
- Erben Schmitz
- Martin Berger, Bonn (1870), Weinhändler, Bewirtschaftung als Weingut
- Rudolf Herzog (1907)
- Wolfgang und Harald Herzog (1945)
- Familie Moll, Köln (1958)
- Johann Hermann Bechtoldt (1958)
- Wolfgang Bartel (1970)
- Ortsgemeinde Rheinbreitbach (seit 1991)
Die Obere Burg als Weingut
Wein vor den Kellereingängen der Oberen Burg Foto: Dankward Heinrich |
Vermutlich im 16. Jahrhundert wurde der Weinkeller als Teil eines Anbaus des Wohnturms errichtet. Dieser befindet sich unter der ehemaligen Kelterhalle des Weinguts. Heute finden hier Veranstaltungen des Förderkreises Obere Burg statt.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Kellerräume erweitert und man schuf zwei Kellerabgänge mit Rundbögen, wie sie häufig im Rheinland vorkommen und heute noch zu sehen sind. Diese Kellerabgänge konnten mit hölzernen Flügeltüren verschlossen werden und waren mit einem hölzernen Vordach versehen.
Auch zu späterer Zeit dürfte der Keller noch für die Lagerung von Weinfässern genutzt worden sein, denn 1829 gehörte die Obere Burg einem Weinhändler namens Wilhelm Schmitz aus Köln. Schmitz dürfte die Burg als ein reines Weingut bewirtschaftet haben, um sein Geschäft um den gelobten Breitbacher Wein zu erweitern und diesen in Köln zu verkaufen.
Gegen 1870 ging die Burg in den Besitz des Weinhändlers Martin Berger über, der 1874 in Bonn wohnte und von dort aus sein Weingeschäft führte. Vermutlich hat er die Obere Burg ebenfalls als Weingut bewirtschaftet und sie daneben als Sommersitz genutzt.
Wein der Regenttraube von der Oberen Burg zu Rheinbreitbach Foto: Dankward Heinrich |
Vom Weinhändler Martin Berger erwarb 1907 Rudolf Herzog die Obere Burg. In seiner Zeit kam der Weinbau der Oberen Burg zum Erliegen und die Obere Burg wurde zu seiner Residenz, die er bis zu seinem Tode bewohnte.
Heute finden im renovierten Gewölbekeller Weinproben und private Feiern statt. Zur Lagerung von Wein indessen dürfte sich der Keller heute nicht mehr eignen. Denn zwischenzeitlich wurde für die Veranstaltungen eine zentrale Heizungsanlage eingebaut.
Quelle: Thomas Napp: Die Burgen von Rheinbreitbach, Rheinbreitbacher Heimatheft Nr. 16, 2011, 48ff, 67f.
Die Obere Burg um 1940
Die Obere Burg - Eingang Quelle: Heimatmuseum Rheinbreitbach |
Die Obere Burg - Park Quelle: Heimatmuseum Rheinbreitbach |
Rudolf Herzog:
Ein uralt Burghaus, ein rechtes Dornröschenwunder
Es war ein früher Samstag Abend, als ich von der Landestelle Unkel aus mit schnellem Wagen das Dorf Rheinbreitbach im Klang der Vesperglocken erreichte. Ein altes Tor sprang auf. Ich trat ein, stand wie verzaubert. Staunte in einen kleinen baumreichen Park hinein, in dem die Pfingstrosen auf den Wegen verbluteten. Wie ein Märchen war's, ganz nah und doch fernab der Landstraße und dem lauten Strom, und nun gewahrte ich auch unter Bäumen und Blumen versteckt das Märchenschlößchen, ein uralt Burghaus, ein echtes und rechtes Dornröschenwunder.
Am nächsten Morgen schon unterschrieb ich vor dem Notar in Honnef den Kaufvertrag.
Ein halb Jahrtausend zählte das gotische Gemäuer, das zur Unterscheidung von einer noch älteren ritterlichen Wasserburg der Freiherren zu Breitbach die "Obere Burg" genannt wurde, weil sie wenige Schritte höher gelegen war, demnach inmitten des Dorfes. Möglich, daß, als ein Freiherr von Breitbach den Thron der Erzbischöfe von Mainz bestieg, die "Obere Burg" unter den Krummstab kam. Möglich auch, daß ein Kurkölner Erzbischof sie als eine der zahlreichen Sommerresidenzen inmitten prangender Weinberge erbaute. Und wenn nicht das eine und nicht das andere zutreffen sollte, so mag sie eine Elfenkönigin für ihren Tom, den Reimer, erbaut haben, oder aus den sieben Bergen die sieben Zwerge für das Königskind Schneewittchen. Oder es war dennoch das märchenhafte Dornröschenschlößchen, das ich aufgefunden hatte.
In den tiefen Kellergewölben sollte ein verliebtes Nönnchen eingemauert sein. Wir haben nie versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, denn es lachte und liebte bald so viel junges Leben in Park und Burghaus, daß tote Nönnchen allgemeine Ablehnung fanden. Im tiefen Keller aber stand die Weinkelter. Eine bessere Geisterbeschwörung ist nirgends zwischen Himmel und Erden.
Quelle: Berliner Lokalanzeiger, 14.1.1935 entnommen aus der Familienchronik der Geschwister Cloud i.a.V. Ulrich Cloudt, Düsseldorf
Das Turmzimmer der Burg war zum sonnigen Zechzimmer umgestaltet worden - Herzog war "ein gastfroher Mensch, und wer je an seine Pforte geklopft, wird nie ohne einen Labetrunk von edlem Gewächs geschieden sein. Täglich oft hatte er neue Gäste um sich, die nur ungern wieder von seiner Schwelle ziehen...".
Aus der ganzen Welt kamen Menschen zu Rudolf Herzog und "erlebten gleich ihm die Schönheit und Zauber einer einmaligen Landschaft", schrieb Wolfgang Herzog: Musiker, Maler, Poeten und sogar die (zweite) Frau Kaiser Wilhelms II. des letzten deutschen Kaisers, mit dem Herzog persönlich befreundet war, besuchten den Dichter in seiner Rheinbreitbacher Burg.
Quelle: Margarethe Granderath: Ein lebensfroher Dichter, 1993