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Weinbaugeschichte Rheinbreitbach


Dankward Heinrich, 2020 (Update März 2024)


Geschichte des Rheinbreitbacher Weinbaus

Eine der sieben besten Weinlagen am Mittelrhein -



Weinlese in Rheinbreitbach am heutigen Park der Oberen Burg, 1840
Stahlstich von Rudolf nach einer Zeichnung von Adolph Wegelin aus: Carl Jügel: Rheinisches Album; Frankfurt / M. 1847
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach





 

Weinbau seit über 1100 Jahren

 

Der Weinbau kam vermutlich gegen 400 n. Chr. mit den Römern über die Mosel zuerst in das Neuwieder Becken und dürfte sich von dort weiter nach Norden, so auch in die Gegend von Rheinbreitbach, ausgebreitet haben. Rheinbreitbacher Weinbau dürfte es also seit über 1.100 Jahren geben. Für den Nachbarort Honnef ist dies sogar urkundlich belegt. Nach einer schriftlichen Überlieferung gibt es Weinbau in Rheinbreitbach seit 694, also schon zu fränkischer Zeit, auch wenn die älteste erhaltene Urkunde Rheinbreitbach erst 966 erwähnt. 

 

Im Jahre 1641 wird im Kirchenbuch von Rheinbreitbach von 110 Weingärten in Rheinbreitbach berichtet. Noch bis 1912 erstreckten sich die Weinberge von den Höhen (Hohn, Berg, Vogelsang im Norden, heute unterhalb der Rheinblickstraße) über Koppel, Mühlenberg, Korf, „Am Schwarzen Kreuz“ im Süden (heute südlich und westlich der Schulstraße bis Haanhofer Weg) und Büchel (heute südlich Josefstraße) um den Ortskern herum bis hinunter an den Rhein (vom Klobbenort im Norden über Salmenfang bis zum Rehwingert im Süden, heute etwa Nähe Klärwerk). 

Beste Süd-, Südwestlagen waren Hohn, südwestliche Seite des Koppelberges und der Mühlenberg.


 


Blicke auf die früheren Rheinbreitbacher Weinberge 1909
Foto: Elsa Stephan, Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach



Koppelkreuz aus einem Kelterbaum

Über den Breitbacher Reben wachte seit dem 19. Jahrhundert das Koppelkreuz. 1844 wurde es von den Rheinbreitbacher Junggesellen auf dem Koppel als ein schweres aus Kelterbäumen von alten Waagenkeltern, wohl auch aus der Rheinbreitbacher Unteren Burg, hergestelltes, über 6 Meter hohes Kreuz errichtet. Als es im Jahre 1890 durch zündelnde Kinder am Koppel zum größten Teil verbrannte, wurde es 1891 durch ein 10 Meter hohes neues, diesmal eisernes Kreuz ersetzt, das 1974 einem Stahlkreuz weichen musste.



 
Das Koppelkreuz weinumrankt 1938
Quelle: Heimatmuseum Rheinbreitbach

 

Ramholzgewinnung aus dem Niederwald am Koppel

An der Nordseite der Koppel im Lötzelingstal, wurde - meist aus Buchen - in einer Niederwaldwirtschaft Rahmholz gewonnen, also Pfahlhölzer für den Weinbau. Erkennbar sind diese Bäume heute immer noch: Statt eines Stammes stehen dünnere Stämme in Gruppen zusammen. Auf die frühere Bedeutung des Ramholzes für den Winzer verweist der Rheinbreitbacher Beichtspiegel von 1625 im Chor der alten Pfarrkirche St. Maria Magdalena. Der Diebstahl von Ramholz war wohl deswegen nicht selten, wie die Inschrift dort belegt: Die Ramen und Heide stehle ich bei der Nacht. Käme es heraus würde ich nicht lachen.





Rheinbreitbacher Beichtspiegel von 1625
Bild: Pfarrbrief der kath. Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena, Rheinbreitbach, Ostern 2013, 16



Rheinbreitbach eine der sieben besten Weinlagen am Mittelrhein mit viel gelobtem Wein

 

Über die Jahrhunderte berühmt war Rheinbreitbach für seinen Rheinbleichart, einen weiß gekelterten Rotwein, heute oft "Blanc de Noir" genannt. In vielen Büchern aus dieser Zeit wird auf den guten Wein aus Rheinbreitbach verwiesen („Wo ein vorzüglicher Bleichart, oder blassroter Wein gewonnen wird“). 1910 bauten Rheinbreitbacher Winzer die Rebsorten Riesling, Österreicher (Grüner Silvaner), Kleinberger (Weißer Elbling), Früh- und Spätburgunder. 

Im 19. Jahrhundert galt Rheinbreitbach als eine der sieben besten Weinlagen am Mittelrhein. Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt der Wein des Rheinbreitbacher Winzervereins die Goldmedaillen bei den internationalen Weinausstellungen in Paris (1900) und Marseille (1901) sowie den „Großen Preis“ in Rom (1901). 

Vor 1900 wurden ausschließlich rote Burgundersorten angebaut. Um 1900 kamen weiße Rebsorten, wie Riesling und Silvaner hinzu. 

 

Weithin bekannte Weinlokale

 

Rheinbreitbach und sein Wein zogen viele Besucher aus Nah und Fern an, wie den Schriftsteller Rudolf Herzog („Die Burgkinder"), Josef Winckler ("Der tolle Blomberg") und den seinerzeit weltbekannten Akkordeonisten Will Glahé („Lichtensteiner Polka", "Rosamunde"). Sie nahmen hier vorübergehend oder längere Zeit Quartier und waren häufig Gäste in den Weinhäusern des Dorfes, wie dem „Clouthschen Hof“, "Hotel zur Post" (Winzerverein), "Zur Traube", "Weinhaus Lindener" und in der Altdeutschen Weinstube „Em Höttche“

 

Auf Empfehlung seines Freundes Karl Simrock verbrachten 1853 und in den Folgejahren der Märchensammler Wilhelm Grimm und seine Familie ihre Sommerfrische im „Clouthschen Hof“ (dem späteren „Rheinbreitbacher Hof“). Der Gasthof am nördlichen Ortsrand an der Hauptstraße gelegen war damals Weingut und über die Region hinaus bekannt. Hier trafen sich zum Breitbacher Wein Dichter und Denker wie Ferdinand Freiligrath, Karl Simrock, Gottfried Kinkel, Wolfgang Müller von Königswinter, Ernst Moritz Arndt sowie Bonner Studenten und Professoren.


 

Rheinbreitbacher Hof um 1900
Farblithographie, Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach



Gäste aus Kunst, Journalismus und Politik zog später im 20. Jahrhundert eines der damals ältesten und bekanntesten Weinlokale in Rheinland-Pfalz in seinen Bann, die schon erwähnte Altdeutsche Weinstube „Em Höttche" des sogenannten Hein, mit bürgerlichem Namen Heinz Rechmann in der Burgstraße. Hier war eine der inoffiziellen Nachrichtenbörsen des früheren Regierungssitzes Bonn. Viele Prominente tranken hier gerne ihren Schoppen, darunter der Sänger Ivan Rebroff, der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt und der spätere Bundespräsident Johannes Rau.

 


Em Höttche in den 1940er Jahren
Bild: Franz Neunkirchen, Quelle: Hermann Neunkirchen, Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach



Kölner Klöster als Weinbergsbesitzer

 

Überwiegend Kirchen und Klöster aus Köln und Bonn prägten bis zur Säkularisierung 1803 den Weinbau in Rheinbreitbach. Für ihre Eucharistiefeiern benötigten und benötigen noch heute die christlichen Kirchen regelmäßig Messwein. Dieser sollte möglichst rein und von besonderer Güte sein. Ab dem 16. Jahrhundert machte der kirchliche Besitz in Rheinbreitbach bereits rund ein Drittel der gesamten Weinbaufläche aus - ein Indiz dafür, wie sehr die geistlichen Herren den Rheinbreitbacher Rebensaft zu schätzen wussten. 

 

Zu den ersten Klosterweingärten in Rheinbreitbach gehörten im 12. Jahrhundert die Benediktinerinnenkloster Rolandswerth (heute auf der Rheininsel Nonnenwerth) sowie Schwarzrheindorf  (1173) bei Bonn.


Die Kölner Stiftskirche St. Maria ad Gradus besaß bei ihrer Enteignung 10ha Weinberge am Mühlenberg. Heute ist ihr Weingut, die Obere Burg in der Schulstraße, Sitz der Ortsgemeindeverwaltung von Rheinbreitbach. 


Das Stift St. Aposteln hatte sein Weingut ("Apostelnhof") in der Straße Am Grendel 1 und verfügte über 12ha Weinberge in den Lagen Korfs Wiese und Büchel. 


Das Kölner Zisterzienserinnenkloster St. Maria im Spiegel (genannt Sion) war einer der größten Weingutbesitzer in Rheinbreitbach. Es bewirtschaftete 22ha Weinberge südlich Rheinbreitbach beiderseits der heutigen Neuwieder Straße sowie westlich der oberen Rheinblickstraße und 30ha Ramhecken zur Gewinnung der Ramhölzer für den Weinbau. Sein Weinhof befand sich in der Hauptstraße 30, früher Jenstraß, in der früheren Gaststätte "Weißes Rößl".

 

Das Kölner Servitessenkloster St. Lucia verfügte über 23ha Weingärten um Korfs Wiese, am Grendel, zwischen Neuwieder Straße und Rhein, um die Simrockstraße und die Rheinblickstraße herum, am Salmenfang sowie über 46ha Ramhecken und 40ha Heidegrundstücke. Sein Weingut befand sich in der Hauptstraße 61 (ehemaliges Gasthaus "Clouthscher Hof", später "Rheinbreitbacher Hof" von 1518).


Eines der ältesten Weingüter Rheinbreitbachs mit 1,3ha Weinbergen war der Tempelhof des Deutschen Ritterordens. Darauf weist eine Schenkungsurkunde von 1268 hin. Dieser wurde bereits vor 1665 abgebrochen. Auf dessen baulichen Resten an der Pfarrkirche St. Maria Magdalena wurde später der alte Kirchhof angelegt. In den 1960er Jahren wurde er zugunsten eines zeitgenössischen Anbaus für die Pfarrkirche aufgehoben.


Weitere Weinberge in Rheinbreitbach gehörten dem Kölner Kanonikerstift St. Georg (Wingert am Mühlenweg), der Benediktinerabtei Siegburg, der Bonner Münsterbasilika und dem Zisterzienserkloster Marienstatt im Niestertal im Westerwald (1222). 

 

Nach der Säkularisierung 1804, fielen die verstaatlichen Kirchenbesitztümer zunächst an den jeweiligen Landesherren, in Rheinbreitbach an Fürst Friedrich August zu Nassau-Usingen


In den Folgejahren wurden diese an weitere weltliche Eigentümer versteigert. 

Ein Drittel der Weingüter entfiel auf weltliche adelige Besitzer. Die größten Weingüter lagen in den Händen der Freiherren von Breitbach ("Untere Burg") und der Familie Eschenbrender („Eschenbrender Hof“) am damaligen Steinweg (heute Ecke Hauptstraße, Kirchplatz) - letzteres war mit 35ha zugleich das größte Weingut eines Einheimischen. 

Weitere Weingüter gehörten den Familien Herrestorf, Berntges, Saltzfas, Cläs und Becker. 

Das letzte Drittel der Anbauflächen besaßen Rheinbreitbacher Kleinwinzer.

 


Die Untere Burg oder Gräfliche Burg von Rheinbreitbach samt Nebengebäuden um 1840
Gemälde: Johannes Jakob Diezler
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach




Der Wein gab Arbeit

 

In Rheinbreitbach wurde viel Wein gezogen, teilweise mehr als in Unkel, Bruchhausen und Erpel zusammen, und damit ein lebhafter Handel getrieben. Dies geht auch daraus hervor, dass die Schröter in dem verhältnismäßig kleinen Dorfe eine eigene Zunft oder Gilde bildeten, die Schrötermeistern unterstanden und für die eigene Tarife aufgestellt wurden. Die Aufgabe der Schröter bestand darin, vor Erfindung von Getränkepumpen, Wein oder Bier im Fass mit Hilfe einer Schrotleiter und eines Schrotbaumes aus einem Keller zu einem Transportwagen oder Schiff und von dort wieder in einen Keller zu transportieren ("zu schroten").

 

Derartige Mengen Wein mussten gelagert werden. Dafür wurden Fässer benötigt, wie sie die Rheinbreitbacher Küfer fertigten. Die größte Küferfamilie seinerzeit hieß Westhofen. Eine Küferei befand sich in der Hauptstraße 51. Die frühere Haustür wies das Zunftzeichen der Küfer auf, Holzfass, Küferzirkel und Küferschlägel. Diese Küferei hielt sich über den Weinbau hinaus am Leben, als Fässer von der ehemaligen Marmeladenfabrik gegenüber auf der anderen Straßenseite benötigt wurden.



Klar sichtbar das Symbol der Küfer, Weinfass, Zirkel und Hämmer sowie Weintrauben bis November 2017 in der Hauptstraße
Foto: Reinhold Walbröhl



 

Industrialisierung, Frost, Reblaus und die Folgen

 

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Umsatz der Rheinbreitbacher Winzer infolge mehrerer Missernten (Frost) und des verstärkten Vorkommens von Rebschädlingen und Absatzschwierigkeiten des Rotweins durch billigere ausländische Konkurrenz deutlich gemindert. Daher trafen sich im Jahr 1894 ca. 500 Winzer und Weinhändler im damaligen Hotel „Zur Post“ in der Hauptstraße, um über die Lösung der Notlage des Winzer- und Bauerstandes zu beraten. 1897 erfolgte dort als Konsequenz auch die Gründung des Winzervereins Rheinbreitbach mit 29 Mitgliedern. 

 

Die Industrialisierung und das verstärkte Auftreten von Rebkrankheiten und Schädlingen, wie der Reblaus (in Rheinbreitbach vornehmlich in den Lagen Korf und Grendel von 1907 bis 1911) verstärkte den Niedergang des Rheinbreitbacher Weinbaues. 

Nach den beiden Weltkriegen folgte 1953 im Mai ein starker Frost und 1956 ein schrecklicher Winter, in dem Tausende Rebstöcke erfroren. Entmutigt gaben die verbliebenen Winzer bis auf einen ihre Weinberge und -felder auf und spezialisierten sich auf Gemüse, Obst- und Kartoffelanbau. 


Vor allem zwei ehemalige Ortsbürgermeister und Winzer blieben der Bevölkerung der Nachkriegszeit in Erinnerung. Einer war Anton Am Zehnhoff, besonders auch aufgrund seiner Weinetiketten mit Rheinbreitbacher Ortsmotiven, wie dem Weinberg Koppel. 


Der andere war der letzte Rheinbreitbacher Berufswinzer, Ludwig Lindener, genannt „der letzte Seligmacher“. Dieser setzte den Weinbau noch bis 1975 fort. Am Vonsbach betrieb er jahrzehntelang das beliebte Weinlokal „Weinhaus Lindener“. 



Weingut und Weinhaus Lindener (bis 1975)
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach, alte Ansichtskarte


 

Ein neuer Winzer - ein neuer Weinbau

 

Gut 40 Jahre hielten nun nur noch Hobbywinzer die Tradition des Rheinbreitbacher Weinbaues aufrecht, bis sich 2016 das Rheinbreitbacher Ehepaar Keune entschied, dem professionellen Rheinbreitbacher Weinbau wieder Leben einzuhauchen. In einer der beiden besten Rheinbreitbacher Süd-/Südwestlagen, in den uralten driesch gefallenen Weinbergslagen „Im Hohn“ und „Im Vogelsang“ ließen sie zeitgemäße Querterrassen anlegen. Die dort vorhandenen alten Weinbergsmauern, wohl aus der Zeit um 1800, wurden behutsam integriert und sollen zu einem späteren Zeitpunkt restauriert werden. 

 

Entstanden ist ein inzwischen auf 1,2 Hektar angewachsener großer Weinberg mit 3.025 Stöcken. Angebaut werden 2022 in der oberen Lage "Vogelsang" auf Lehm-Tonschiefer-Boden die roten Rebsorten Merlot (600 Stöcke), Cabernet Cubin (530) und Cabernet Franc (70) sowie in der Lage "Im Hohn" auf Tonschiefer die weißen Rebsorten Weißer (550) und Roter Riesling (540) und in der Lage unterer "Vogelsang"/oberer "Ziegenborn" auf Lössboden Weißburgunder (400) und Souvignier Gris (335). 

Alle drei Lagen profitieren von einem natürlichen "Windkanal", der durch das Lötzelingstal gebildet wird. Die warme Luft des Rheins wird angezogen und streicht über die Hänge nach oben. Gleichzeitig hält er die kalten Westwinde ab. 

 

Verarbeitet werden die Trauben im Weingut des Ehepaares oberhalb ihrer Weinberge an der oberen Rheinblickstraße. Der Weinanbau soll weiter ausgebaut werden. Die "neuen" Rheinbreitbacher Weine können seit dem Jahre 2022 verkostet werden. 

 

 

Blick ins Rheintal über Rheinbreitbach mit den Weinbergen Koppel, Mühlenberg
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach

Freuen wir uns auf die kommenden Jahre! Und wünschen wir dem Winzerpaar und uns, das wahr werde, was eine alte Rheinbreitbacher Weinwerbung verspricht:


"Der schönste Punkt nicht weit vom Rhein
Das kann ja nur Rheinbreitbach sein
Denn hier trinkt ja die Völkerschaft
Auch heute nur noch Rebensaft."

Es lebe Breitbach! Hoch sein Wein!




Sonstiges

Weitere Besucher des Clouthschen Hof / Rheinbreitbacher Hof


  • Ferdinand Freiligrath (1839-1841), Unkel
  • Karl Simrock (1838-1841), Menzenberg/Bonn
  • Wilhelm Grimm mit Frau Dorothea, Tochter Auguste (Gustel), Söhne Herman und Rudolf (1848, 1853), Berlin
  • Ernst Moritz Arndt, Bonn
  • Friedrich Christoph Dahlmann, Bonn, Wortführer der Göttinger Sieben
  • Gottfried Kinkel, Oberkassel
  • Wolfgang Müller (von Königswinter)
  • August Gustav Pfarrius, Köln, Sänger des Nahetals
  • Corps Borussia Bonn der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität (meist preußischer und norddeutscher Hochadel = "Bonner Preußen") und vielleicht damit auch als Corps-Student der spätere 
  • Deutsche Kaiser Wilhelm II.? Dafür spricht auch, dass sein späterer Juistiar Heinrich von Stephan in Rheinbreitbach wohnte (heute Villa von Sayn) und der mit ihm befreundete Schriftsteller Rudolf Herzog (heute Obere Burg). 


Weitere Besucher der Altdeutschen Weinstube "Em Höttche"

  • Claus von Amsberg, Prinzgemahl der niederländischen Königin Beatrix (1926 -2002)
  • Joop Maria Lücker, Chefredakteur der niederländischen Tageszeitung de Volkskrant (1914 -1980)
  • Jupp Kempen, niederländischer Kulturattachee
  • der japanische Oberbürgermeister der Hauptstadt Tokio 
  • Willy Brandt, ehemaliger Bundeskanzler (1913 -1992)
  • Johannes Rau, der spätere Bundespräsident (1931 - 2006)
  • General Günter Kießling (1925 - 2009)
  • Erich Böhme, Chefredakteur des Magazins Spiegel und Fernsehjournalist (1930-2009)
  • Peter Scholl-Latour, Journalist und Publizist (1924 -2014)
  • Heinz Schwarz, ehemaliger Innenminister von Rheinland-Pfalz ("der schwarze Heinz")
  • der Schriftsteller Leonhard Reinirkens (1924 -2008)
  • der Sänger Ivan Rebroff oder vielleicht sogar 
  • Thomas Woodrow Wilson, 28. amerikanischer Präsident (1856 - 1924), 1919  in Rheinbreitbach nach der Pariser Friedenskonferenz (angeblich nach Akten seiner Leibwache).


Kreuzritter, Mönche und der letzte Seligmacher


Im Jahr 2013 wurden die Erg
ebnisse einer umfangreichen Recherche der historischen Weinbaugeschichte Rheinbreitbachs durch die zwei Rheinbreitbacher Heimatforscher Dankward Heinrich und Karsten Keune im Rheinbreitbacher Heimatheft Nr. 18 unter dem Titel "Kreuzritter, Mönche und der letzte Seligmacher - Die Weinbaugeschichte Rheinbreitbachs" vom Heimatverein Rheinbreitbach e. V. veröffentlicht.


Die Rheinbreitbacher Weinbörse


Dies zeigte Wirkung: 2015 veranstaltete die "Rheinbreitbacher Initative Weinbörse" auf dem Renesse-Platz am Bodendenkmal Untere Burg das erste Rheinbreitbacher Weinfest. 
Mangels noch eigener ortseigener Weine wurden Weine vom Unkeler Sonnenberg von den Bruchhausener Winzern Familie Krupp und Ehepaar Belz und weitere Rebensäfte von Winzern aus anderen deutschen Anbaugebieten und aus dem Ausland angeboten. 
Unterstützt wurde die Initiative von vielen Helfern, so auch von der Weinbruderschaft Mittelrhein-Siebengebirge, die sich der Wiederentdeckung und Pflege der Weinkultur im Unteren Mittelrheintal verschrieben hat. 
Die Weinbörse stiess auf eine begeisterte Resonanz im Ort und wurde in den Folgejahren mehrfach erfolgreich wiederholt.


Zur Rekultivierung alter Rheinbreitbacher Weinbergslagen

41 Jahre nachdem der letzte hauptberufliche Winzer Rheinbreitbachs, Ludwig Lindener, sein Weinhaus in der Straße Vonsbach schloss, begann 2016 das Ehepaar Karsten und Viola Keune aus Rheinbreitbach dem professionellen Rheinbreitbacher Weinbau neues Lebens einzuflößen. Begonnen wurde mit der Rebpflanzung in einem Teil der historischen Weinlage "Im Hohn".

Die Lage Hohn (auch Horn genannt) in der Flur Ginster liegt unterhalb der Rheinblickstraße oben am Hohnerberg sowie südöstlich oberhalb des ehemaligen Weingutes von Ludwig Lindener. Der Lagenname leitet sich ab vom Namen des früheren kleinen Quellteiches des Vonsbaches, der einmal Horn hieß. Zuletzt erwähnt wurde sie im Jahr 1951 von Fritz Goldschmidt in seinem Werk "Deutschlands Weinbergsorte und Weinbergslagen".

Im Jahr 2018 ging es neben der Lage Im Hohn auch in der Lage Im Vogelsang weiter. Diese befindet sich ebenfalls unterhalb der oberen Rheinblickstraße und südlich der Weinlage Im Hohn. Noch in den 1960er Jahren sind die Weinlagen Im Hohn und Im Vogelsang oberhalb des Lötzelingstals auf einer alten Landkarte als bestockt gekennzeichnet. Tatsächlich war dies wohl aber Ende der 1960er Jahre nicht mehr der Fall.

Beide alten Weinlagen "Im Hohn" und "Im Vogelsang" gehören neben der ebenfalls driesch gefallenen Lage Mühlenberg zu den Top-Weinbergslagen Rheinbreitbachs mit Süd- bzw. Südwestausrichtung.

Zum Vorschein kammen an vielen Stellen rund 200 Jahre alte Weinbergsmauern, die sich oberhalb des Lötzelingstals in nördliche Richtung hinziehen. Einige sind noch in gutem Zustand, andere sind durch Wurzeln stark in Mitleidenschaft gezogen. Ziel des Winzerpaares ist es, die alten Weinbergsmauern zu erhalten und in die neuen Weinbergsterrassen sorgsam zu integrieren. Eine Restaurierung der alten Weinbergsmauern ist nach Abschluss der vorrangigen Arbeiten in Weinberg und Keller in einem der Folgejahre angedacht.

Die früher und auch noch heute oft übliche Anlage von unten nach oben verlaufenden Rebzeilen kam für das Winzerpaar nicht infrage. Es entschied sich stattdessen, wie Winzer in anderen Neuanlagen auch, für die Anlage von Querterrassen und von Wirtschaftswegen, um die Rebzeilen zu erschließen.

Der große Vorteil der Querterrassierung liegt in der Möglichkeit einer effizienteren Bearbeitung eines Weinberges. Jeder Weinstock kann, auch mit Maschinenhilfe, ebenerdig erreicht und gepflegt werden. Die Nachteile einer Querterrassierung werden in diesem Fall in Kauf genommen, also weniger Rebstöcke im Weinberg gegenüber einer klassischen Weinbergsanlage.

Nach Querterrassierung des Weinbergs erfolgte die Kennzeichnung der geplanten künftigen Rebzeilen und der Abstände der zu pflanzenden Rebstöcke auf dem Boden, das Bohren der Pflanzlöcher mit Maschinenhilfe, das Pflanzen der Rebstecklinge und deren Schutz durch Hülsen gegen Tierfrass. Diesem Rebschutz dient auch die Umzäunung der Weinberge.

Einige Monate später wurden die Terrassen für eine Drahtrahmenerziehung vorbereitet. In die Reihen der Rebstöcke werden in Abständen Metallpfosten eingeschlagen, zwischen denen in unterschiedlichen Höhen Drähte gespannt werden, an denen die Weinreben als Kletterpflanze entlang ranken sollen. Diese Rebenerziehungsmethode löste in Deutschland Ende der 1950er Jahre die traditionelle Stockkultur mit Ramhölzern im Weinbau ab. Ihr Vorteil, sie ermöglicht auch die maschinelle Bewirtschaftung einer Weinlage.

Im Jahr 2019 besichtigte der Heimatverein Rheinbreitbach mit interessierten Wein- und Heimatfreunden während seines historischen Ortsspazierganges die neuen Weinberge. Der Spaziergang stand unter dem Motto "Auf den Spuren des Rheinbreitbacher Weinbaus" und soll auch in Zukunft immer mal wieder angeboten werden.

Für das Winzerpaar war in jenem Jahr der erste Lohn seiner Arbeit einige Flaschen Jungfernwein Souvignier Gris, nach der Winzerin "Violaberg" genannt.



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